Unhöflichkeit im Unternehmen und von Vorgesetzten an sich ist ja kein ansteckender Virus, für den man nichts kann. Ich kann mich jeden Tag und in jeder Situation neu dafür oder dagegen entscheiden, höflich zu sein. Gewiss prägt ein gewisser Habitus, der durch die Kommunikation im System Unternehmen offensichtlich wird.
Um aber eine „Führungskraft“ mal aus dem System herauszulösen und für sich isoliert zu betrachten: Was macht denn der oder die Vorgesetzte da? Gelebte Unhöflichkeit gegenüber Mitarbeitern – ganz salopp formuliert – ist ein „Treten“ nach unten. Ich trete den anderen Menschen auf den Kopf, damit sie kleiner werden. Werden Mitarbeiter kleiner, werde ich größer. Dann spare ich mir eigene Größe.
Führungskräfte mit einem „Zwerghahnkomplex“ zeigen sehr gerne dieses Verhalten. Sie treten und drücken so sehr auf die nachfolgende Hierarchieebene und auf einzelne Menschen, damit diese „schrumpfen“. Sie möchten gerne „Bewunderungszwerge“ um sich herum versammeln, die dem großen Meister huldigen.
Dieses Muster „vererbt“ sich sozusagen weiter, denn auch die nachgeordneten Führungskräfte (geschrumpft) müssen diesen Abstand nach unten hin wieder herstellen – und versammeln ebenfalls Zwerge um sich herum. Somit entsteht an sich eine Abwärtsspirale der Unhöflichkeit, des „Von-der-Seite-dumm-Anmachens“, des „Sie-können-ja-gar nichts“. Diese Unhöflichkeit ist an sich nur der Sichtbare Teil eines Systems, in dem unsichere und nicht-souveräne Führungskräfte das Sagen haben. Die Quittung kommt bestimmt.
Ob ich mich nun zu einem Bewunderungszwerg machen lasse oder auch nicht (role-making und role-taking), das hängt von meiner Kraft, Stabilität und Überzeugung ab, wie ich mit Menschen umgehe. Sicherlich auch eine Frage der guten Erziehung und des Elternhauses.
An sich disqualifizieren sich solche Leute für Führungsaufgaben. Eine große Baustelle und gefundenes Fressen für Coaches – wenn denn nicht da eine gewisse Beratungsresistenz den Riegel davorschiebt.
Viel Erfolg und Gesundheit, JME