Dienstzeitende. Wenn Soldaten die Uniform an den Nagel hängen

Soldat Johannes Maria Engel

Die Frage eines ehemaligen Soldaten beim Wechsel in die freie Wirtschaft: „Wie kann ich mich verbessern?“

Ich nehme das Thema an dieser Stelle gerne in meinen Themenbereich auf, da diese „Schwierigkeiten“ bei Dienstzeitende bzw. Übergang von Zeitsoldaten von der Bundeswehr in die freie Wirtschaft de facto bestehen. Manche meistern den Schritt ohne große Schwierigkeiten, andere wiederum mit sehr großen. An diejenigen wendet sich mein Kommentar ebenfalls. Hier ging es um einen Mann in der Fachrichtung Personalmanagement. Hier der Auszug (etwas gekürzt) aus einem Kommentar, den ich auf der Plattform Xing diesem Soldaten (Offizier der Reserve mit 10 Dienstjahren) zu seiner Frage in einer öffentlichen Gruppe geschrieben habe:

„… In der Industrie, gerade im Personalbereich, können Sie Ihre Erfahrungen mit Sicherheit sehr gut einbringen. Dennoch ist das Problem an ganz anderer Stelle zu finden. In meinen Coachings mit ehemaligen Bw-Offizieren in die freie Wirtschaft erlebe ich es immer wieder: Es hängt nicht an der Qualifikation. Es hängt an der Art und Weise der Kommunikation. Das beginnt bei dem so tollen Dienstzeugnis, das unverständlich oder gar abschreckend sein kann. Und endet bei einem gewissen „Habitus“, der anerzogen wurde.

Warum das? Weil das eine andere Welt ist. Aus Systemischer Sicht: Die Bundeswehr ist eine militärische Organisation. Die Kommunikation baut auf dem Grund-Code: Befehl-Nichtbefehl auf. Es geht um die Umsetzung von Befehlen. In der freien Wirtschaft lautet aber der Grund-Code: Angebot-Nachfrage. Es geht um eine kundenorientierte Verwirklichung von Leistungen.

Die Kommunikation eines Bw-Soldaten hat also eine ganz andere Denkrichtung. Und: Der Bw-Soldat ist entsprechend sozialisiert. Ohne, dass das selbst gemerkt wird. Ich überspitze es mal: Ein langjähriger Bw-Soldat muss gewisse Gepflogenheiten mit dem Dienstzeitende ablegen, um keine Angst und Abwehrhaltung zu provozieren.

Bitte die Uniform mit dem Dienstzeitende auch gedanklich in den Schrank hängen – und gute Erfahrungen und Kompetenzen behalten, die „da draußen“ keiner hat. Und das Ganze dann so als Botschaft platzieren, dass das richtig beim Empfänger (Kommunikationspsychologie) auch ankommt.

Ganz salopp: Die Wahrung des souveränen Offiziers ist ganz nett als Bonbon für das Selbstbild und für das Ego. Aber ist nicht zielführend. Welchen Nutzen haben Unternehmen von der Qualifikation und der Persönlichkeit? Wo ist das „positive“ Alleinstellungsmerkmal?

Bitte reflektieren. Ich mag ganz persönlich den Begriff „Offiziere in der Wirtschaft“ nicht. Denn es sind keine Offiziere mehr. Es sind Kandidaten mit Führungserfahrung.

Bitte umdenken, loslassen, neu einlassen. Reset!

Gruß, JME …“

Hier können Sie meinen Original-Beitrag und die Diskussion auf Xing nachlesen. Eine spannende und kontroverse Diskussion.