Jo´s Fingerzeig: Fachkräftemangel? Bewerber sind nicht dumm!

Jo´s Fingerzeig zum Thema Fachkräftemangel. Oder: Wenn Arbeitgeber nicht können, nicht wollen oder auch beides zutrifft. Und das Bewerberinnen und Bewerber dann auch noch merken…

Fachkräftemangel? Wie bitte? Wenn Arbeitgeber durch ihr unprofessionelles Verhalten während des Bewerbungsverfahrens richtig gute Leute abschrecken, dann ist das kein Fachkräftemangel auf Bewerberseite sondern ein Fachkräftemangel auf Arbeitgeberseite.

Liebe Leute: Engagierte Bewerber stecken so viel Mühe und Vorbereitungszeit in den Bewerbungsprozess. Dann ist es ein Zeichen von Dummheit und Überheblichkeit, wenn ein Interviewer sich den Lebenslauf überhaupt nicht oder während der Mittagspause beim Schnitzel essen angesehen hat. Und richtig doof ist es dann (so hören das Bewerber recht häufig), wenn er oder sie das dann auch noch sagt:

„Ihren Lebenslauf, ach ja, den hab ich irgendwo. Möchten Sie noch einen Schlag in die Fresse, bevor ich Sie mit Fragen über Ihre Stärken und Schwächen nerve und Sie mir dann einstudierte Sätze darbieten?“

Jetzt komme ich erst so richtig in Fahrt. Um Himmels Willen: „Haben Sie gut her gefunden? Erzählen Sie etwas über Ihren bisherigen Berufsweg und Erfahrungen, die für diese Stelle wichtig sind! Warum möchten Sie ausgerechnet bei uns arbeiten? Warum sollten wir gerade Sie einstellen? Haben Sie Stärken? Haben Sie Schwächen? Wie gehen Sie mit Konflikten um? Was ist für Sie Teamarbeit? Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Welche Ziele haben Sie?“ Und so weiter und so weiter.

„Oh mein Gott. Ich habe mich am Kinn gekratzt…“

Auf diese Fragen bereiten sich engagierte Bewerber teilweise wochenlang vor, üben den „elevator pitch“, filmen sich zwecks Körpersprache. Lesen Bewerbungsratgeber und studieren Videos über Körpersprache. Körpersprache, ja.

Oh mein Gott. Ich habe mich am Kinn gekratzt. Und? Und? Ja. Natürlich haben Sie sich gekratzt. Es hat am Kinn gejuckt! Oh mein Gott, ich habe beim aktiven Zuhören zu wenig „ja, aha, mhm, oho, jaja“ gesagt und meinen Schwerpunkt nicht im richtigen Moment verlagert. Und: Meine Hände hatte ich einmal über der magischen Schwelle des Schreibtisches (Anspruch auf das Territorium), als ich meine Mappe zeigte…

Liebe Leute! Alles gut, alles richtig. Bewerbungsgespräche werden oftmals von Bewerbungsgurus, die damit gutes Geld verdienen, sowohl auf Personalerseite als auch auf Bewerberseite in eine Bahn gelenkt, die einem Theaterstück entsprechen. Klar denkende Personaler möchten im Interview erfahren, aus welchem Holz der Bewerber geschnitzt ist. Passt sie oder er ins Team? Können wir gemeinsam lachen? Wird Vertrauen geweckt? Stimmt die Wellenlänge?

Ganz klar: Die Anforderungen müssen erfüllt sein. Im Interview zählen dann die Chemie und das, wie jemand etwas rüberbringt. Ich habe Bewerber oft gefragt, bei welchen Dingen sie die Arbeit vergessen… Ich habe sowieso weg von der „Norm“ Gespräche geführt. Auch mit viel Bauchgefühl. Und: Genau dann lag ich richtig.

Zeigt Euch so, wie Ihr seid. Das überzeugt!

Euer Coach Jo