Marketing beginnt auf der Autobahn

4847-t55-bergepanzer
(c) oldskoolman.de

Wer sich so in der Arbeit fühlt, der sollte wirklich mal über eine Veränderung nachdenken – wollte ich zuerst schreiben.

Dann habe ich über meine langjährigen Autobahnfahrten (50.000 Km) nachgedacht. Und was kam mir bei diesem Bild in den Kopf? Die Vertreter-Autos auf der linken Spur. Immer Blinker an und Lichthupe. „Ich bin wichtig, mach Platz da. Und bist Du nicht willig, gebrauche ich meinen Wagen als Waffe.“

Schweißperlen auf der Stirn. Bei 190 Km/h bin ich kein stehendes Hindernis. Obwohl ich seit meiner Karriere als Papa deutlich achtsamer und langsamer als früher fahre. Besonders dann, wenn meine Kinder dabei sind. Dann sind 130 Km/h auch vollkommen ok.

Am Wochenende tummeln sich da die Kleinlaster Richtung Polen, Sprinter (die Schlimmsten) und LKW´s, die sich über 5 Kilometer als „Kampf der Titanen“ wichtig machen – auf zwei Spuren. Jeder kennt das, jeder weiß das.

Also: Zum Überholen bleibt nur wirklich die linke Spur. Danach bin ich ein braver Rechtsfahrer.

Aber: Dann kommen die Wichtigsten aller Wichtigen: Audi A 8, BMW 7er, VW Passat (das Vertreterauto schlechthin) und rennen Dir in den Nacken. Die Anzüge in den Autos fliegen mit 230 Km/h über die Straße. Wenn die wüssten, wie viel PS mein Volvo V70 hat… grrrrr.

Spaß beiseite: Teilweise ist das echt Nötigung. Und gefährlich. Wenn ich in die Ecke knalle, dann sitzen da auch zwei Kinder drin.

Jetzt zum Punkt: Marketing und eine gute Außenwerbung beginnen nicht erst bei dem schönen Flyer, dem einheitlichen Farbschema in Anzeigen und Broschüren. Sondern Marketing bedeutet auch, wie sich Mitarbeiter in der Öffentlichkeit zeigen! Besonders dann, wenn ihre Firmen-Herkunft eindeutig bestimmbar ist! Spätestens dann, wenn der Drängler an mir vorbeigeschossen ist – teilweise mit eindeutigen Gesten – sehe ich das Logo und den Namen auf der Heckklappe. „Corporate Branding“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Sicherlich gilt das nur für vereinzelte Fälle. Dennoch: Kaufe ich bei einer Firma Fensterläden ein, deren Mitarbeiter meine Kinder, mich und viele andere Menschen mit Absicht gefährden?

Sie finden das undifferenziert und emotional? Ja. Eben drum. Denn keiner sagt: „Heute morgen hat mich Herr Müller bedrängt und mir den Vogel gezeigt.“ Sondern: „So ein Spinner von der Fensterbau AG hat mich heute morgen fast in den Graben geschossen.“

Das Verhalten Ihrer Mitarbeiter symbolisiert Ihr Unternehmen. Saarländer sagen: „Wie de Herr, so es Gschärr.“ Übersetzung: Wie der Herr, so das Geschirr. Das Verhalten einzelner Mitarbeiter wird Ihrem gesamten Unternehmen zugeschrieben. Ein gutes Marketing findet durch rücksichtsvolles Verhalten auf der Autobahn statt, wenn der Außendienstmitarbeiter einer älteren Dame im Schnell-Restaurant den Vortritt lässt, wenn … Ein Brainstorming ist gerne erlaubt.

Kurzum: Als disziplinarischer Chef in der „Firma Bundeswehr“ hat mich das Verhalten meiner Soldaten außerhalb des Kasernenzauns sehr interessiert. Auch da: Nicht der Müller hat sich auf dem Bahnsteig unmöglich benommen, sondern ein Bundeswehrsoldat. „Mal wieder typisch Bundi!“ hieß es dann.

„Ja, ja. So wie die rasen, so bauen die bestimmt auch die Fenster ein. Schnell, schnell.“ So oder so ähnlich könnte das im Ausgangsfall lauten.

Daher ist das Chefsache, potentielle Kunden und den Ruf eines Unternehmens zu schützen.

Viel Erfolg und Gesundheit, JME